Infoveranstaltung in Backnang

„Glasfaser, Glasfaser, Glasfaser“

Unter diesem Motto stand die Infoveranstaltung der Stadt Backnang, zu der der Wirtschaftsförderer der Stadt, Herr Dr. Ralf Binder, am 27.06.2017 eingeladen hatte. Auf Netzbetreiberseite waren eingeladen: Die Deutsche Telekom, Unitymedia, Vodafone/Deutsche Glasfaser und der Regionalanbieter WisoTEL. Wir von der Bürgerinitiative waren auch vor Ort um uns die Präsentationen der Netzbetreiber anzuhören, Kontakte zu knüpfen und uns die Strategie von Backnang anzusehen.

Nach einer kurzen Eröffnungsrede durch den Oberbürgermeister hat Herr Binder einen Überblick über die Versorgungssituation in Backnang gegeben. Ähnlich zu Leonberg ist Backnang hauptsächlich über die Telekom und Unitymedia versorgt, wobei die Telekom bereits vor 3 Jahren Backnang mit VDSL und Vectoring versorgt hat, also derselben Technik, die Leonberg nächstes Jahr bekommen soll. Seit dem ist aber nichts mehr passiert und es gibt noch unterversorgte Gebiete. Die Stadt Backnang hat die dringende Notwendigkeit und den Standortvorteil einer flächendeckenden Glasfaserversorgung bis in die Gebäude erkannt.

Zitat: „Kupfer wird in Zukunft nicht mehr funktionieren.“

Daher war auch zentrale Frage der Veranstaltung an die vier anwesenden Anbieter: Was tun diese Anbieter, die in der Stadt ja auch ihr Geld verdienen, um Backnang flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen. Und was kann die Stadt, was kann jeder Bürger tun um dieses Ziel zu erreichen.

Jeder geladene Netzanbieter hatte nun die Möglichkeit sich in einem 15-minütigen Vortrag zu präsentieren. Hier die Inhalte der Vorträge kurz zusammengefasst:

Deutsche Telekom:

  • Die Telekom setzt beim Ausbau vorerst weiter auf kupferbasierte Lösungen (VDSL und Vectoring). Als nächster Schritt sollen dabei Super-Vectoring und G.fast zum Einsatz kommen.
  • Langfristig geht auch die Telekom von der Notwendigkeit von Glasfaseranschlüssen aus.
  • Konkrete Pläne und Termine für die jeweiligen Ausbaustufen wurden nicht genannt. Auch die Abhängigkeit der Geschwindigkeit von der Länge der Leitung wurde nicht erwähnt.

Unitymedia:

  • Die Unitymedia setzt weiter auf die Glasfaser-Coax-Technik.
  • In den nächsten 1-2 Jahren möchte man darüber 1 Gbit/s im Download für alle Bestandskunden anbieten.
  • Die Nachteile der Glasfaser-Coax-Technik wie „shared medium“ (alle Haushalte am selben Knotenpunkt teilen sich die verfügbare Bandbreite) und geringe Upload-Raten wurden nicht erwähnt.
  • Ausbaupläne für nicht erschlossene Gebieten wurden nicht vorgestellt.

Vodafone:

  • Vodafone hat sich zur Strategie gemacht, Gewerbegebiete mit Glasfaser zu Versorgen und arbeitet dabei mit einem Investitionspartner zusammen, der sich später als die Deutsche Glasfaser herausstellte.
  • Bei erfolgter Interessenbündelung mit ausreichend Nachfrage stellt Vodafone hier einen Ausbau innerhalb von 12 Monaten in Aussicht.
  • Vodafone setzt mit dem Motto „einmal, aber dann richtig machen“ auf reine glasfaserbasierte Lösungen mit symmetrischen Bandbreiten.
  • Vodafone sieht vor allem auch wegen der deutlichen Zunahme an Homeoffice-Arbeitsplätzen und den Freiberuflern die Notwendigkeit auch Wohngebiete mit Glasfaser zu erschließen. In den letzten 5 Jahren nahm die Zahl der Homeoffices um 10% zu.

WisoTEL:

  • Die Firma WisoTEL ist überwiegen im Gebiet in und um Backnang tätig. Dort unterhält WisoTEL bisher Netze mit gemischter Kupfer-/Glasfaserinfrastruktur.
  • Im privaten Bereich werden VDSL-Anschlüsse mit Vectoring angeboten. WisoTEL gibt dabei ein Versprechen ab: Der Kunde zahlt nur für die Bandbreite, die er auch bekommt.
  • Im gewerblichen Bereich bietet WisoTEL individuelle Lösungen an und setzt dabei auf Glasfaser.
  • Auch in Leonberg unterhält WisoTEL ein Glasfasernetz: Die Hochhäuser am Leo-Center sind durch WisoTEL erschlossen.

 

Im Anschluss an die Vorträge schloss sich eine Fragerunde an. Zwei Fragengebiete möchten wir hier erwähnen:

  • Wie stehen die Chancen bei einer Interessenbündelung? Würde bei ausreichender Nachfrage eine Erschließung stattfinden?

Antwort Unitymedia: Unitymedia prüft jede Anfrage nach Aspekten der Wirtschaftlichkeit. Es klang an, dass Anfragen auf nachträgliche Erschließungen oft aus Wirtschaftlichkeitsgründen abgelehnt. Unitymedia ist sehr darauf bedacht, dass Aktivitäten in die Unternehmensstrategie passen. Bürger aus dem Publikum haben von ihren Erfahrungen berichtet, dass derartige Anfragen bereits gestellt und jeweils abgelehnt wurden. Auch wir von der Bürgerinitiative können diese Erfahrung bestätigen.

Antwort Deutsche Telekom: Die Telekom verweist auf das Produkt „Mehr Breitband für mich (MBfm)“. Im Rahmen dieses Angebots bietet die Telekom Glasfaseranschlüsse an. Jedoch müssen die Ausbaukosten, die je nach Entfernung zum Multifunktionsgehäuse mehrere Zehntausend Euro betragen, vollständig durch den Kunden getragen werden.

  • Werden Straßenbauarbeiten der Stadt genutzt, um Glasfaserkabel kostengünstig in die Gebäude zu bringen?

Antwort Unitymedia: Wie in der vorherigen Frage erwähnt prüft die Unitymedia auch bei Straßenarbeiten die Wirtschaftlichkeit, allerdings nur auf Anfrage. Ist die Straße bereits mit Coax-Kabel versorgt, also Kupfer, findet keine Überbauung mit Glasfaser statt.

Antwort Deutsche Telekom: Die Telekom nutzt Straßenbauarbeiten aktuell nicht um die Gebäude direkt mit Glasfaser zu versorgen.

 

Am Ende der Veranstaltung sind mit den Vertretern der Vodafone aus Weilimdorf und dem Geschäftsführer der WisoTEL aus Backnang ins Gespräch gekommen. Wir konnten uns zu folgenden Aspekten austauschen:

Vodafone/Deutsche Glasfaser

  • Vodafone unterhält im gewerblichen Bereich bereits Infrastruktur in Leonberg, ist also bereits vor Ort.
  • Investitionspartner der Vodafone ist die Deutsche Glasfaser, die flächendeckende Erschließungen mit Glasfaser vorantreibt, auch in Wohngebieten.
  • Beim Ausbau setzt die Deutsche Glasfaser auf ein konventionelles, mindertiefes Verlegeverfahren (Youtube-Video). Dabei kommt ein Spezialbagger mit einer Minischaufel zum Einsatz, der einen flachen Graben aushebt – normalerweise im Gehwegbereich: Die Bauarbeiten werden also auf ein Minimum beschränkt. Das umstrittene Microtrenching wird nicht eingesetzt.

Der Vertreter der Vodafone bedankte sich für den Impuls durch die Bürgerinitiative und hat versprochen einen Kontakt zur Deutschen Glasfaser herstellen, um die Ausbauoptionen für Leonberg zu prüfen.

Die Zusammenarbeit von Vodafone und der Deutschen Glasfaser bewerten wir als zukunftsweisend, da hier die Vodafone als erfahrener Telekommunikationsanbieter mit einem innovativen und dynamischen Unternehmen zusammenarbeitet.

 

WisoTEL

  • WisoTEL könnte sich grundsätzlich vorstellen als Ausbaupartner von Stadtwerken – konkret haben wir die Leonberger Stadtwerke in Spiel gebracht – aktiv zu werden.

Wir werden mit WisoTEL in Kontakt bleiben, um die Optionen für einen Ausbau in Leonberg zu diskutieren.

 

Fazit der Veranstaltung

Backnang hat die Notwendigkeit flächendeckender Glasfasernetze erkannt und wird diesen nach allen Möglichkeiten aktiv vorantreiben. Weder die Deutsche Telekom noch Unitymedia hatten konkrete Pläne im Gepäck, um dieses Ziel zu erreichen. Vodafone/Deutsche Glasfaser und WisoTEL hingegen stehen Ausbauoptionen offen gegenüber, Vodafone konnte bezogen auf Gewerbegebiete eine konkrete Aussage treffen.